Herrlich komisch!
oder: wie wichtig es ist, die Welt zum Lachen zu bringen…
Kennt ihr, liebe Leser, einen gewissen Mario Barth?
Ich selbst kenne ihn so gut wie gar nicht. Ich weiss nur, dass er Konzerthallen füllt und Witze macht, bei denen mir zum Grossteil schlecht wird. Abschaltfaktor 11 von 10. Aber das ist Geschmackssache und dient hier nur als Teaser, ich möchte mich weder als Feuilletonist noch als „Kultur“-Kritiker hier in Szene setzen, sondern auf eine wertvolle, und komplett unterbezahlte Spezies Mensch hinweisen: Diejenigen, die uns zum Lachen bringen!
Lachen, das weiss nicht nur der Psychotherapeut, ist nämlich gesund. Es fördert den erholsamen Schlaf, es wirkt erotisch und anziehend, es verhindert Kriege, bringt die Menschen zusammen. Ein ganzer Cocktail an heilsamen Hormonen wird produziert und lustig ausgeschüttet, es macht schöne Gesichtszüge, wirkt antidepressiv (und das ohne Nebenwirkungen, allerdings mit Suchtfaktor), baut (Lach)Muskeln auf und verbrennt, schön exzessiv und ausdauernd betrieben, mehr Kalorien als Nordic Walking. Kurz: Lachen ist gesund. Aber das sagten wir ja schon.
Was die Massen zu den grausamen Barth-Witzen treibt, ist vielleicht einfach die Tatsache, dass Lachen leider auch als Nebenwirkung von Schadenfreude entsteht, und viele Menschen, die sonst in ihrem Alltag wenig zu lachen haben, sich eben am Lästern über nicht anwesende Dritte und anderen Formen zweifelhaften Humors zu erfreuen scheinen.
Aber es geht auch anders: Viele Menschen besitzen nämlich erstens einen beträchtlichen Grundwitz in Wort, Gestik, Mimik, Timbre und allgemeiner Ausstrahlung. Dazu eine schnelle Auffassungsgabe und Schlagfertigkeit, sowie einfühlsames Beobachten des Gegenüber, den sie sich als Opfer ausgesucht haben und zum Lachen bringen möchten. Gepaart sind diese wunderbaren Talente dann noch mit einem fast fieberhaften Jagdinstinkt, sich eben auf diese menschlichen Opfer zu stürzen um sie endlich wieder zum Lachen zu bringen.
Das Resultat ist so harmlos wie perfekt: Schallendes Gelächter!
Und dadurch: Hormoncocktail, innere und äussere Schönheit, Psychohygiene, Tiefschlaf, Friedensliebe und alle weiteren wunderbaren Phänomene. Diese Menschen, die uns immer wieder zum Lachen zu bringen vermögen, haben grosse „skills“ und verdienen daher eigentlich mindestens das Honorar eines guten Chirurgen (von den lächerlichen Salären der Nieten in Nadelstreifen möchte ich hier, weil einfach nicht lächerlich bzw. Belustigend genug, nicht sprechen, um den schönen Kontext hier mit diesen geldgierigen und humorlosen Teiggesichtern nicht allzusehr zu verernsteln) :-).
Genau wie die oft lächerlich unfähigen Vorstandsvorsitzenden streichen die Mario Barths unserer Generation, diese schmierigen Komödianten, dank mainstream-pushing und RTL-Sülze sponsored by McDoof Millionen für ihren beschämenden Flachbrettbauch-Klamauk ein, und die wahren, charismatischen Gesundmacher dieser Welt trösten sich, während sie ihren harten Kanten Brot mit schlechtem Zahnwerk kauen, damit, dass sie in das vom Kaputtlachen tränennasse Gesicht ihres Gegenüber schauen dürfen und irgendwie ein Stück Erotik, Freundschaft, Verbundenheit erzeugen!
Ganz klar, an dieser Schraube sollte gedreht werden. Vollzeit Lach- und Lächelexperten gehören in die Riege vollbezahlter Experten, denn sie tun etwas für die Gesundung der Solidargemeinschaft, auch wenn sie nur einen einzigen Menschen glücklich machen mit ihrem Charme. Mindestens gehören diese wertvollen Menschen mit einem Grundeinkommen ausgestattet. Bedingungslos! Was sie tun ist so wertvoll wie viele andere „bezahlte“ und „anerkannte“ Jobs auch!
Wir müssen endlich begreifen, dass die wirklich wichtigen Jobs nicht immer nur die sind, die das dreimillionste Kraftfahrzeug vom Band und in den Stau und in den Abgasskandal und in den emissionsabhängigen Klimawandel laufen lassen, sondern zum Beispiel eben jene „Arbeit“, die dank der individuellen Klasse der Lacharbeiters aus unserer viel zu verbissenen und derzeit allzu problembehafteten Gesellschaft eine lächelnde, zufriedene, nahbare und gesunde Gemeinschaft macht!
(Gewidmet dem gestern vor Lachen zerbissenen Kopfkissen und allen in diese Geschichte verwickelten liebenswerten Personen)